Mittwoch, 29. Juni 2011

Popsong des Tages: Sommerhit 2004: Magnus - Summer's Here

Kennt noch jemand Magnus? Das Seitenprojekt des dEUS-Sängers Tom Barman? Gemeinsam mit CJ Bolland veröffentlichte Magnus 2004 das Album The Body Gave You Everything, das den Song Summer's Here enthielt, der mich durch den Sommer 2004 begleitete. Der einzige Lichtblick damals! Und da ich aktuell noch keinen Song gefunden habe, der diese Qualitäten besitzen könnte, will ich ihn zum vorläufigen Sommerhit 2011 und zum Popsong des Tages! ernennen.
Läuft ab sofort auch im Blogradio.
Summer's Here

Sonntag, 26. Juni 2011

Gerade gehört: Jay-Jay Johanson - Spellbound

Jay-Jay Johanson - Spellbound

Nach seinem wunderbaren Debut Whiskey 1996 und dem Hit So Tell The Girls That I Am Back In Town, sowie dem dazugehörigen Video, habe ich mir zwar die spätern Alben Jay-Jay Johansons stets angehört, hängen geblieben sind sie bei mir aber nicht so recht. Dabei hat sich der Schwede stets bemüht, in keine Stilfallen zu tapsen. Seinem Trip-Hop-Stempel, den er nach seinem Debut weg hatte (warum auch immer), versuchte er zu entgehen, indem er z.B. mit Robin Guthrie von den Cocteau Twins zusammen arbeitete. Und 2002 engagierte er für sein Album Antenna gar die deutschen Experimentalelektroniker Funkstörung.

Für das aktuelle Album hat er sich wieder mit seinen Musikern aus den 90ern zusammengetan und ein Werk hingelegt, das düsterer und hoffnungsloser kaum sein könnte. Mit sehr sparsamer Instrumentierung, dezenten Streichern an der einen oder anderen Stelle, oder auch mal einer Chet-Baker-mäßigen Trompete, plätschert Spellbound wie ein Easy-Listening-Album dahin. Prima für Fahrstuhl oder Lounge, denkt man sich dabei. Aber die Musik ist lediglich Träger für Johansons großes Plus, seine Stimme, besser: seinen Tenor.

Schon frühere Texte des Schweden strotzten nicht gerade vor Zuversicht und Optimismus. Aber hier und heute schafft er es, mitten im Frühling ein Album zu veröffentlichen, dass derart runterzieht, dass es einen an den Eingeweiden packt. Das düstere Dilemma, als Single vorab veröffentlicht, war also ein Versprechen auf ein Album voller Bitternis, Düsternis, Verzweiflung, Einsamkeit. Suicide is Painless ("Suicide is painless, it brings so many changes") ist ein weiterer Songtitel, Monologue ein anderer. Und beim Hören fragt man sich unwillkürlich, ob das Kalkül ist, oder Kunst oder was? Und wo ist der Humor, der auf früheren Werken immer durchblitzte? Dem Kalkül zum Opfer gefallen? Oder muss man sich ernsthaft Sorgen machen?
Natürlich hat das was, all diese Hoffnungslosigkeit, interpretiert mit dieser wunderbar hellen, beinahe unschuldigen Stimme. Trotzdem kommt nie der Wunsch auf, den Burschen mal in den Arm nehmen zu wollen, ihm zu sagen, so schlimm wirds schon nicht werden, Alter  - es ist eben Hoffnungslos.

Getoppt wird das Ganze dann noch von CD 2, die manchen Alben beiliegt und die Looking Glass heißt und akustische Versionen älterer Songs des Schweden bereit hält. Hier hören wir beinahe nur Jay-Jay Johanson und ein Klavier und auch auch hier gibts ausschließlich Titel, die einen so richtig runterziehen. The Girl I Love Is Gone, She Doesn’t Live Here Anymore, The Thrill Is Gone, Alone Again, My Mother's Grave, She's Mine But I'm Not Hers etc etc. Hat man beide Alben am Stück durchgehört braucht man dringend psychologische Betreuung!

Diese Düsternis setzt sich im übrigen auf der offiziellen Webseite des Künstlers fort, die außer Bildern gar keine weiteren Infos bereit hält. Was es mit der zweiten CD auf sich hat, und ob sie allen Veröffentlichungen beiliegt oder nur als limitierte Auflage zu haben ist, habe ich nirgends herausfinden können. (Bei amazon gibt es jedenfalls zwei verschieden Versionen.) Überhaupt gibt es wenig Resonanz zu dem Album in Netz. Vielleicht kein Wunder. Wer will sich schon direkt vor dem Sommer so runterziehen lassen?

Dilemma | Kaufen (amazon) | [DL] | www.jay-jayjohanson.com

Samstag, 25. Juni 2011

Preview: SBTRKT - SBTRKT

Es wird sich mir nie erschließen, warum diese Art von Musik Lo-Fi benannt wird. Derjenige, der damit angefangen hat, könnte sich ja mal bei mir melden und mir das genauer erklären. Mir scheint das eine Herabwürdigung. Und deswegen höre ich mir Alben, die derart getaggt sind, normalerweise gar nicht erst an. Da kommt bei mir sofort Desinteresse auf.
Was aber im Falle von SBTRKT eine Schande ist, denn deren gleichnamiges Album ist mehr als Hörenswert. Vor allem die Gesänge haben es mir beim ersten Durchhören angetan. Aber auch die Musik hat was, was mich stellenweise an die legendären Silicon Soul erinnert. Werde mir das Ganze gleich nochmal komplett anhören:



Das Album ist bereits gestern in Deutschland erschienen (im Rest der Welt am kommenden Montag) und ist bei amazon auch als Vinyl erhältlich!

Donnerstag, 23. Juni 2011

Sounds No Walls 2011: Jazz & Jewish Culture

An diesem Wochenende findet in Berlin zum dritten Mal die außergewöhnliche Konzertreihe Sounds No Walls statt, die in diesem Jahr den Untertitel Jazz & Jewish Culture trägt und die unterschiedlichen Facetten jazzmusikalischen Schaffens "mit jüdischen Identitäten im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation beleuchten will". Bis Sonntagabend finden im Jüdischen Museum in der Lindenstraße 12 Veranstaltungen statt, in denen nicht nur Musiker auftreten, die sich der New Yorker Bewegung Radical Jewish Culture zugehörig fühlen, sondern auch Vertreter der aktuellen israelischen Jazzszene werden aufspielen. Das erweitert den Horizont auf eine einmalige und meines Wissens bisher noch nicht dagewesene Weise.

So wird man in Berlin ein breites Spektrum an Musik zu hören bekommen. "Solche, die sich aus dem Geist gegenwärtigen Schaffens auf die Tradition beziehen wie auch vergleichsweise abstrakte Klangsprachen, die das Anliegen eher aus einer Haltung heraus thematisieren", schreibt Bert Noglik, Künstlerischer Leiter des Projekts.
"Shelley Hirsch webt eine Performance aus der Erinnerung an eine jüdische Kindheit in East New York. Paul Brody, Alan Bern, Michael Rodach wie auch Efrat Alony schöpfen aus den Erfahrungen von Biografien, die in Berlin zusammenlaufen. Burton Greene und Perry Robinson zählten bereits in den sechziger Jahren zur Speerspitze der New Yorker Avantgarde und verbinden nun Free Jazz mit Erinnerung an die Musik des osteuropäischen Schtetl und den jüdischen Traditionen Amsterdams. Don Byron wiederum entdeckt in dem legendären Komiker und Musiker Mickey Katz eine Gestalt, die sich in einer Zeit, in der das in Amerika nicht opportun war, zu einem explizit jüdischen Humor und Eklektizismus bekannte. Zugleich schlägt Don Byron einen Bogen von der jüdischen zur afroamerikanischen Ausdruckswelt, in der der Blues zum Blueprint für gemeinschaftlich erfahrenes Leid wird. Elliott Sharp und Christian Brückner rufen die Shoah in Erinnerung."
Abschließen wird die Konzertreihe am Sonntagabend David Krakauer und sein Madness Orchestra mit dem Programm "Plays John Zorn, Traditionals & Originals". Mit von der Partie sind neben Klarinettist Krakauer Marvin Sewell an der Gitarre, Bassist Trevor Dunn, Michael Sarin, Schlagzeug und Hip-Hopper Kotchy, der den Sampler bearbeiten wird. Die Karten sind bezahlbar. Mehr dazu auf der Webseite zum Event.

Natürlich kann und sollte man die parallel stattfindende Austellung Radical Jewish Culture im Jüdischen Museum, die noch bis zum 24. Juli läuft, besuchen. Ich hatte sie bereits im Mai besucht.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Gerade gehört: Barbara Panther - Barbara Panther

Barbara Panther - Barbara Panther

Über Barbara Panthers Debut-Album hatte ich schon viel Gutes gehört, bevor ich nun heute erstmals reinhören konnte. Gleich der erste Song macht reichlich Spaß. Rise Up heißt er und ist der perfekte Opener, der einen scharf macht auf den Rest des Albums.
Und auch der dritte Titel Unchained lässt einen aufhorchen. In beiden Songs schafft Barbara Panther es geradezu perfekt die elektronischen Holpersounds, an deren Entstehung Matthew Herbert im Übrigen beteiligt war, sowie die schrägen Rhythmen und Effekte, mit ihrem Gesang, und in erster Linie mit großartigen Melodien, zu zähmen und in einer Geraden loszurocken (ok, das hätte man früher gesagt - was sagt man heute?) - kurz: es geht ganz schön ab, ohne, dass dabei alleine auf den Tanzflur geschielt würde.

Das Problem des Albums ist jedoch, dass dann so viele gute Songs nicht mehr kommen. Diese Stimme, die oft am Björk erinnert, aber, im Gegensatz zu Björk, nicht immer Halt vor allzu Prätentiösem macht, braucht jedoch gute Melodien und ein wenig Theatralik - ansonsten nervt es. Und das tut es zur Mitte des Album dann tatsächlich.

Doch der letzte Song versöhnt dann wieder. Ride To The Source ist der perfekte Abschluss dieses Albums. Er lässt vieles offen und macht im Grunde Lust auf mehr, auf einen Nachfolger. So kann man dem Album durchaus doch noch mit Sympathie begegnen und Barabra Panther zu einem sehr selbstbewussten Werk gratulieren. Die Spex schließt auf Barbara Panthers Statement: »Why don’t we start a cosmic revolution?«, mit der Frage: Ja, warum denn eigentlich nicht?

Erschienen ist das Album der seit fünf Jahren in Berlin lebenden Ruanderin bei City Slang und ist ebendort auch als Vinyl erhältlich.

Rise Up | Moonlightpeople | Kaufen (amazon) | www.barbarapanther.com

Dienstag, 21. Juni 2011

Popsong des Tages: R.E.M - Mine Smell Like Honey

Hörte gerade das neue Album von R.E.M. - und es plätscherte und es plätscherte so dahin. Doch dann plötzlich ein Song, der mich aufhorchen ließ. Klingt zwar klar nach R.E.M., den Unterschied macht hier aber Michael Stipes Stimme. Was er aus Mine Smell Like Honey macht, ist Extraklasse. Und schön, dass R.E.M. es doch immer wieder schaffen, solche Dinger rauszuhauen!  
Popsong des Tages!
Läuft ab sofort auch im Blogradio.
Mine Smell Like Honey

Sonntag, 19. Juni 2011

Frank Zappa als DJ: the best radio show you've ever heard, in your life!

Frank Zappa als DJ

Am 27. Januar 1980 war Frank Zappa Gast in der BBC-Sendung Star Special, in der einmal Musiker die Möglichkeit erhielten, ihre Lieblingssongs zu spielen. Die Sendung wurde von 1979 bis 1981 produziert und am Sonntagnachmittag auf Radio 1 ausgestrahlt. Vor Frank Zappa waren u.a. bereits David Bowie, Abba und Harry Chapin mit von der Partie; später auch Joe Jackson oder Bryan Ferry.

Warum die Sendung recht kurzlebig war, weiß ich nicht. Die Sendungen, die ich kenne, sind allesamt interessant und überraschen durchaus. An Zappa z.B. ist wirklich ein Radiomoderator verloren gegangen. Schön, wie er mit einer wunderbar warmen, beinahe perfekten Radiostimme, die Songs präsentiert, auch wenn man merkt, dass er das nicht alle Tage gemacht hat.

Und seine Songauswahl überraschte z.T. auch. Dass er so viel Popmusik spielte, hätte sich manch ein Zappafan sicher kaum vorstellen können. Dass Zappa aber stets eine große Affinität zu Popmusik der 50er und 60er Jahre hatte, wussten wohl die wenigsten. Und dass er sich 1980 mit der aktuellen Popmusik auskennt und einige echte Perlen auflegte, war sicher auch seiner Tochter Moon zu verdanken. 

Und natürlich taucht in seiner Playlist Edgard Varèse ebenso auf wie Captain Beefheart oder Igor Stravinsky. Er outet sich als Black Sabbath-Fan und zeigt sich begeistert über den Barry Gibb-Song Grease, interpretiert von Frankie Valli. Er spielt Wild Man Fischer und die GTO's, Musiker, die Zappa einst protegierte und die schon 1980 kaum mehr einer kannte.

Freitag, 17. Juni 2011

Gerade gehört: 13 & God - Own Your Ghost

13 & God - Own Your Ghost

Vor 6 Jahren war Men On Station von 13 & God mein persönlicher Sommerhit. Ein wunderbarer Song in bester Notwist-Tradition und ein Song, der einen gewissen Trostspenderfaktor besitzt. Und je öfter ich ihn hörte, desto mehr erschloss sich mir auch das dazu gehörige Album 13 & God.

Nun, im Frühjahr 2011, erscheint das zweite Album des Projekts um die Weilheimer Band Notwist, die US-amerikanischen Ambient-Rapper Themselves, Martin Gretschmann von Console und Mitgliedern der Avantgarde-Hip-Hopper-Band Subtle. Und vom Zeitplan passt das genau, um einen neuen Sommerhit zu landen, doch den wirft diese Album leider nicht ab.

Überhaupt ist hier von Sommer weit und breit keine Spur. Zu düster kommt das Album daher, beschäftigt sich offenbar eher mit traurigen Themen, was sich in der Musik und in der Produktion niederschlägt. Es wird an vielen Knöpfen gedreht, gesampelt, mit Hall gearbeitet. Und obwohl vieles etwas konstruiert klingt, funktioniert das alles irgendwie, ist irgendwie auch gut - aber trotzdem: es fehlt mir etwas, womit ich in dieses etwas angstmachende Album einen Einstieg finden könnte, so wie vor 6 Jahren.

Interessant dabei, dass ja auch das neue Werk des Tied & Tickled Trios, das ja ebenfalls aus der Weilheimer Musikschmiede stammt, mit einer deutsch-amerikanischen Kollaboration an den Start geht. Diese formale Gemeinsamkeit ist aber auch schon alles, was diese Alben verbindet. Während das Tied & Tickled Trio sich öffnet, seiner Musik versucht Raum zu geben, hat die Musik auf Own Your Ghost eher etwas klaustrophobisches, leicht paranoides.

Wie auch immer: ich habe das Album nun mehrere Male gehört und bin nach wie vor unentschlossen. Reinhören kann man auf der Alien Transistor-Seite oder bei amazon. Komplett anhören kann man sich Own Your Ghost hier, was nicht immer funktioniert. Vielleicht hilft das anderen bei der Meinungsbildung.
Zum Download gibts noch einmal meinen Sommerhit von 2005 - zum Erinnern - und die Single Oldage vom neuen Album:

Men Of Station | Oldage

Tour:
14. Juli Garage - London
15. Juli Nouveau Casino - Paris
16. Juli Dour Festival - Dour, Belgien
17. Juli Uebel & Gefährlich - Hamburg
21. Juli Boomtown Festival - Gent, Belgien
22. Juli Schlachthof - Wiesbaden
23. Juli Puch Festival - Puch

Donnerstag, 16. Juni 2011

Broken Social Scene: Sweetest Kill Video

Broken Social Scene haben mit Sweetest Kill nicht nur einen großartigen Song geschrieben, nein, sie haben ihm auch ein ziemlich gutes Video verpasst!
Wir sehen darin übrigens Bijou Phillips, die Tochter von "Papa" John Phillips. Regie führte übrigens Claire Edmondson, die in diesem Jahr bereits mit einem Video für Austra für Aufsehen sorgte. Hier kann man sich die unzensierte Version anschauen.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Gerade gehört: O'Death - Outside

O'Death - Outside

Eine Krebsdiagnose hinterlässt stets tiefe Spuren; im Leben eines Erkrankten ebenso, wie in dem von Angehörigen, Freunden, Bekannten - Und so war nichts mehr wie vorher, als vor zwei Jahren bei O'Death-Schlagzeuger David Rogers-Berry Krebs diagnostiziert wurde. Nun, zwei Jahre und eine Chemotherapie später, kommen O'Death mit ihrem vierten Album doch sehr verändert daher. Sie klingen erwachsener, netterweise weniger düster als früher, musikalisch traditioneller, teilweise gar etwas süßlich, aber nie unangenehm, nein, durchweg spannend und voller Überraschungen.

Wer O'Death von früher kennt, wird vielleicht deren Verspielheit vermissen, die nur noch selten durch die Songs hindurch scheint. Auch ihre mitunter völlig überdrehten Ideen, die sie leider nie richtig zu Ende brachten, sind nicht völlig verschwunden, was Songs wie Alamar oder The Lake Departed beweisen. Auf Outside wird nun seriös musiziert und O'Death schaffen es zum ersten Mal ein Album abzuliefern, das man von Anfang bis Ende durchhören kann und das weder nervt noch langweilt. Kurz: ihr bestes Album bisher.

Wer Tom Waits mag, sich an Gavin Friday erinnert und das eine oder andere Calexico-Album im Plattenschrank hat, der sollte hier unbedingt mal reinhören. Es ist bei City Slang erschienen und auch als Vinyl erhältlich.

Alamar | Bugs | Kaufen (amazon) | http://www.odeath.net/ | www.facebook.com/odeathmusic

Portrait: Harry Nilsson zum 70.


Heute wäre Harry Nilsson 70 Jahre alt geworden. Leider ist er jedoch bereits 52-jährig verstorben - viel zu früh!

Wer sich nun fragt, wer dieser Harry Nilsson denn war, der kennt bestimmt seinen größten Hit, wenn auch eventuell in der Version von Mariah Carey. Without You war 1971 an den Spitzen aller Charts weltweit und bescherte dem US-amerikanischen Sänger den Erfolg, dem er - aus kommerzieller Sicht - anschließend den Rest seiner Karriere hinterher lief. Seine größten Fans hatte er im Kollegenkreis. Z.B. in den Beatles. Mit ihnen war er persönlich befreundet, vor allem mit John Lennon und Ringo Starr, in dessen Nähe in London Harry Nilsson ein (legendäres) Appartement besaß.

Harry Nilsson war ein begnadeter Songschreiber. Schon ganz zu Beginn seiner Karriere in den frühen 60er-Jahren, als er am Tage bei einer Bank arbeitete, schrieb er abends gemeinsam mit John Marascalco oder Phil Spector Songs für Little Richard, Glen Campbell oder die Yardbirds. 1967 bekam er einen Plattenvertrag mit RCA und hatte 1969 einen Hit mit Fred Neils Song Everybody's Talkin, der in dem Spielfilm Asphalt-Cowboy Verwendung fand und wofür Harry Nilsson einen Grammy gewann.

Harry Nilsson setzte aber nicht nur auf Eigenkompositionen. Immer wieder nahm er Coverversionen auf. Mit Nilsson Sings Newman widmete er dem damals noch unbekannten Randy Newman ein komplettes Album. Und es war auch eine Coverversion, die Harry Nilsson an die Spitze der Charts katapultierte. Without You war ein Song der britischen Band Badfinger (Nilsson hielt den Song zunächst für einen Beatles-Song als er ihn im Radio hörte), geschrieben von Peter Ham und Thomas Evans mit dem unverwechselbaren Refrain "I can't live, if living is without you" (ironischerweise haben sich beide Autoren später das Leben genommen). Without You führte die Charts in England und den USA an.

Harry Nilsson war bekannt für seine mächtige Stimme. Sie umfasste mehrere Oktaven; was ihm für seine Interpretation von Without You seinen zweiten Grammy einbrachte. Reichlich Ruhm! Ruhm, der ihm in den Folgejahren ebenso reichlich Geld bescherte, das er in z.T. irrwitzige Albumprojekte investierte, die kommerziell allesamt floppten. Doch Nilsson nahm es mit Humor (von dem er reichlich besaß!) und nutzte die Gunst der Stunde, um sich ein paar Wünsche zu erfüllen: ein Album mit Pop-Standards á la Irving Berlin, arrangiert von Gordon Jenkins, schrieb ein Musical und ließ sich ein ein Album von John Lennon produzieren. 1973, gerade als Lennon sich sein "Lost Weekend" nahm, kamen die beiden in Kalifornien und später in New York im Studio zusammen. Gemeinsam mit Ringo Starr, Keith Moon, Klaus Voormann und einem ganzen Batallion weiterer Musiker entstand unter recht feucht-fröhlichen Umständen Pussy Cats, ein Album, das den Kritikern die Haare zu Berge stehen ließ, durchaus aber seine Highlights hatte. Man trieb es so bunt, dass Nilsson zwischenzeitlich seine Stimme verlor und mehrere Monate brauchte, um sich wieder zu erholen.

Es folgten in kurzen Abständen weitere Alben (1975 z.B. Duit on Mon Dei dessen ursprünglicher Titel God's Greatest Hits von der Plattenfirma verworfen wurde) von denen trotz Staraufgebot an Musikern kaum jemand Notiz nahm. 1977 schließlich erschien Knnillssonn, mit dem Harry Nilsson und die Plattenfirma wieder schwarze Zahlen schreiben wollten. Doch durch den Tod Elvis Presleys, einen Monat nach Veröffentlichung des Albums, hatte die Plattenfirma RCA mit einem Mal besseres zu tun, als ein Harry Nilsson-Album zu promoten. Leider.

Ein letztes Album erschien 1980. Bis zu seinem Tod 1994 gab es dann nur noch sporadisch Lebenszeichen von ihm, obwohl er immer mal wieder im Studio war. Ein angeblich fertig gestelltes Album blieb unveröffentlicht. 1988 war er an Hal Willners Stay Awake-Disney-Tribute beteiligt, nachdem er schon 1984 für das John Lennon-Tribute-Album Every Man Has A Woman einen Song beigesteuert hatte. Der Tod John Lennons machte Nilsson zudem zum Aktivisten gegen privaten Waffenbesitz. Seinen letzten Auftritt hatte er gemeinsam mit Ringo Starr am 1. September 1992.

Die Alben Harry Nilssons gibt es beinahe alle noch auf CD, z.T. remastered. Und es gibt natürlich reichlich Zusammenstellungen, von denen die allermeisten sein ganz frühes Material kompilieren. Empfehlenswerte Alben sind seine frühen RCA-Veröffentlichungen Pandemonium Shadow Show (1967) und Aerial Ballet (1968), sein exzentrisches Meisterwerk Son of Schmilsson von 1972, Pussy Cats natürlich und Knnillssonn. Die Doppel-CD Anthology bietet mit beinahe 50 Songs einen sehr guten Querschnitt aus den 13 Jahren seines Schaffens für RCA.

Coconut (Nilsson Schmilsson, 1971) | Save The Last Dance For Me (Pussy Cats, 1974) | Harry Nilsson bei amazon | Harry Nilsson Web Pages

Montag, 13. Juni 2011

Rock am Ring 2011 - die Nachlese, Teil 3

Bevor der Feiertag zu Ende geht schnell noch die letzten beiden versprochenen Auftritte vom Rock Am Ring 2011: Wolfmother und Mando Diao.

Gerade gehört: Feelies - Here Before

Feelies - Here Before

Kann denn diesen Sommer eigentlich noch etwas schief gehen? Nein, denn die Feelies haben ein neues Album veröffentlicht! Und das könnte tatsächlich das Sommeralbum werden, eventuell sogar das Album des Jahres. Here Before heißt es übrigens. Es wurde natürlich in Hoboken eingespielt. In der Besetzung mit der sie schon 2008 einige Reunionkonzerte gegeben haben, also mit Glenn Mercer und Bill Million an den Gitarren, Dave Weckerman (Percussion), Bassistin Brenda Sauter, sowie Stan Demeski am Schlagzeug.

Das Schöne: die Feelies klingen einerseits wie vor 20 Jahren, als sie wie Velvet Underground 20 Jahre zuvor klangen: melodiöser Garagenpop mit ausgfeilter aber unspektakulärer Gitarrenarbeit, das was mir an der Band schon immer am Besten gefiel. Aber sie klingen auch erwachsener und nachdenklicher, wenngleich ihre Songs nicht mehr von der selben Angst durchzogen sind, wie zu früheren Zeiten. Und so sind die Kritiken auch überwiegend positiv. Der Guardian etwa schließt seine Kritik mit den Worten:
...its distinctly pastoral feeling is tempered with a slight nervousness and tension, the sound of the city [New York] meeting the countryside. It's gorgeous.
Etwas kritischer ist das Dusted Magazine und bemerkt treffend:
Here Before isn’t a perfect album. The energy ebbs midway through, and it’d be nice to have a few more surprises like that guitar solo. But it tells the truth; The Feelies really are here again, operating in a fashion as insular and purposeful as they did in days of old without denying who they are now. It’s good to have them around.
Also ein prima Album für die heißen, trägen Tage in der Hängematte, oder, etwas weniger exotisch, auf dem Balkon!
Die Vinylausgabe des Album ist streng limitiert und enthält eine Downloadkarte.
Bleibt zu erwähnen, dass die Alben Crazy Rhythms und The Good Earth kürzlich neu veröffentlicht wurden. Auch sie sind in ihren Vinylausgaben mit Downloadkarten ausgestattet, die exklusiv reichlich Bonusmaterial bereithalten!

Change Your Mind | Anhören (Clips) | Zwei komplette Songs kann man auf feeliesweb.com anhören

Sonntag, 12. Juni 2011

Samstag, 11. Juni 2011

Rock am Ring 2011 - die Nachlese

Alle Jahre wieder: Rock am Ring zählt inzwischen zu den renommiertesten Festivals im allsommerlichen Rockmusikzirkus. Seit 1985 gastieren Jahr für Jahr die größten Acts der Szene am Nürburgring. So auch dieses Jahr: 84 Bands auf drei Bühnen, verteilt auf drei Tage, vor 84000 Zuschauern. Monströs!

Einige interessante Auftritte dieses Jahres möchte ich an dieser Stelle präsentieren. Zunächst die Beatsteaks, später dann die Auftritte von Coldplay, und System Of A Down sowie, etwas später, noch das Konzert von Social Distortion.

Sonntag, 5. Juni 2011

Gerade gehört: Tom Vek - Leisure Seizure

Das neue Album von Tom Vek, Leisure Seizure, folgt dem Überraschungserfolg We Have Sound, das 2005 erschien und Vek viel Kritikerlob einbrachte. Groß geworden mit Pearl Jam und den Smashing Pumpkins einerseits und elektronischer Musik der 90er (Ninja Tune, Warp) andererseits, entwickelte Tom Vek einen aufregenden Stilmix, den er auf seinem neuen Album nun perfektioniert hat. Für mich ist jedoch das Augenfälligste, dass Vek höchsten Wert auf solides Songwriting legt. Wohlmöglich ein Grund dafür, warum 6 Jahre seit We Have Sound vergehen mussten, bis wir nun endlich wieder etwas von ihm hören dürfen.

Samstag, 4. Juni 2011

Gerade gehört: Arctic Monkeys - Suck It And See

Arctic Monkeys - Suck It And See

Ich bin kein Arctic Monkeys-Fan, kenne aber ihre Alben und habe sie immer wieder gerne gehört. Das letzte, in Amerika produzierte Album Humbug allerdings, ließ erste Schwächen erkennen, die nun, auf dem aktuellen Werk, noch deutlicher hervor treten.
Klar, wenn man ein Album in den USA einspielt, will man auch nach USA klingen. Und dann ist es in der Regel auch Schluß mit Poppen, denn dann wird gerockt. Leider ist das ein Weg, den schon viele Bands und Musiker eingeschlagen haben, wenn sie zwar das nötige Kleingeld hatten, ihnen aber die Ideen, sprich die Melodien ausgegangen sind. Das ist auch auf Suck It And See ganz deutlich zu hören. Da wirken die Referenzen und Zitate an die amerikanische Rockmusik schon beinahe etwas hilflos, wenn nicht anbiedernd. Und das ist wirklich schade. (Und mit einer Rückkehr zum Britpop, wie ich an verschiedenen Stellen lesen konnte, hat das nun wirklich gar nichts zu tun!)

Für mich sind die Monkeys auf dem neuen Album immer dann am besten, wenn sie nach Iggy Pop klingen. Egal, ob sie das als Zitat oder sonstwie meinen. Es ist gut. Auch gut, dass es wenigstens diese handvoll passabler Songs gibt! Denn die Arctic Monkeys müssen aufpassen. Sie sind auf dem direkten Weg ins musikalische Einerlei.
Auch als Vinyl erhältlich!

Daten:
17.06.11 - Southside Festival - Tuttlingen
19.06.11 - Hurricane Festival - Bremen
20.06.11 - Admiralspalst - Berlin
22.06.11 - E-Werk - Köln
23.06.11 - Paradiso - Amsterdam (ausverkauft)
26.06.11 - Rock A Field Festival 2011 - Luxemburg
29.06.11 - Le Zenith Nantes Metropole - Nantes, Frankreich
01.07.11 - Rock Werchter 2011 - Werchter, Belgien
03.07.11 - Eurockéennes Festival - Belfort, Frankreich
08.07.11 - T In The Park - Kinross, Schottland
09.07.11 - Oxegen - Punchestown Racecourse, Irland
11.07.11 - Les Nuits De Fourvière - Lyon, Frankreich
14.07.11 - Super Bock Super Rock Festival - Portugal
16.07.11 - Benicassim Festival - Benicassim, Spanien
17.07.11 - Gurten Festival - Bern
Karten zu den Konzerten in Deutschland gibt es hier.

Brick By Brick | Anhören | Download | Kaufen (amazon)

Donnerstag, 2. Juni 2011

Konzertkritik: Alva Noto / Ryuichi Sakamoto

Auf der Suche nach einer Kritik zu einem der der Konzerte von Alva Noto und Ryuichi Sakamoto bin ich auf YouTube auf ein sehr schönes Video zu deren Titel Berlin gestoßen. Eine Konzertkritik habe ich allerdings nicht gefunden. Wer hat Lust hier eine Kritik zu hinterlassen? Würde mich wirklich sehr interessieren, wie die Konzerte waren.
Und nun zum Video:

Gerade gehört: Gus Gus - Arabian Horse

Gus Gus - Arabian Horse

Nicht nur die Feelies kommen mit einem neuen Album an den Start, nein, auch Gus Gus haben ein neues Werk veröffentlicht! Wo da der Zusammenhang ist? Während die Feelies eine Pause von realen 20 Jahren eingelegt hatten, liegt das letzte Album von Gus Gus gefühlt 20 Jahre zurück. Tatsächlich habe ich seit This Is Normal nichts mehr von Gus Gus wahr genommen. Dabei waren sie in diesem Jahrtausend ziemlich aktiv, haben sogar ihr eigenes Label gegründet. Obwohl von der Band, die Mitte der Neunziger ihr Debutalbum Polydistortion (damals auf 4AD) veröffentlichte, kaum etwas geblieben ist. Nach deren Auflösung blieben drei Musiker und ihre Synthesizer zurück. Zwischenzeitlich gesellte sich Earth als Sängerin hinzu, heute singt Daniel August; und der ist für mich die Überraschung: was für eine wunderbare Stimme! Ein herrliches souliges Gegenstück zur Elektronik, die das Album ansonsten beherrscht. Mit ihren Doepfer Modular Systemen erzeugen Gus Gus Sounds, die mal an Silicon Soul, mal an KLF erinnern - ach ja: und auch an Gus Gus ist der Dubstep nicht spurlos vorbei gegangen! Super Album!
Auch als Vinyl erhältlich!

Daten:
24.06.11 Bootshaus, c/o Pop Festival 2011, Köln
25.06.11 Scheune, Dresden

Be With Me | Anhören (Clips) | Kaufen (amazon)